Mittwoch, 30. September 2015

Instabilität - Stabilität

Du kannst die Wellen nicht stoppen, aber du kannst lernen zu surfen.
*Jon Kabat-Zinn*
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Ich möchte diesen Blogbeitrag heute mit einem Foto beginnen:
 

 
Diese Plastik von Sepp Auer (2002) nennt sich

Instabilität - Stabilität


Warum ist mir gerade "Instabilität - Stabilität" einen Beitrag wert?

An dieser Plastik bin ich in den letzten zweieinhalb Jahren sehr oft vorbei gegangen. Und sie hat mir etwas gelehrt ...

Nämlich das, dass ich darauf achten muss, stabil zu bleiben. Auch dann, wenn mein Leben droht von hohen Wellen überrollt zu werden. Mehr als eine leichte Schieflage, damit die Stützen mich noch halten können, sollte es in meinem Leben nicht geben.

So eine leichte Schieflage, weil da einige Wellen auf mich zugerollt kamen, gab es in den letzten beiden Wochen.

Zuerst der Schulanfang, wo ich mir eine Woche lang täglich die Frage stellen musste: Bin ich nun die Betreuung der Schulkinder, oder werde ich etwa in Wahrheit dafür bezahlt, die Eltern zu erziehen?

Es kostet Nerven! Es kostet Kraft!

Und es wäre nicht notwendig, wenn nicht einige besondere Exemplare sich und ihre Kinder für "gleicher" halten würden, als alle anderen.
Und wenn sie beweisen würden, dass sie lesen können, was am Schultor geschrieben steht.
Und,wenn sie uns unsere Arbeit machen ließen, wie wir sie schon seit Jahren machen.
Und wenn sie nicht ihre Regeln und Anschauungen ständig unseren Regeln überstülpen wollten.

Regeln, die wir den Kindern beibringen wollen, aber von den Eltern - im Beisein der Kinder - ständig untergraben werden.

Mein Spruch dazu, den ich manchmal schon wie ein Mantra herunterbete: "Zuhause (im Kinderzimmer) gelten eure Regeln. Hier, in der Schule, sagen wir dir, wie der Hase läuft."

So, das war die erste Welle, auf der ich inzwischen surfe.

Die zweite Welle, mit der ich gar nicht gerechnet habe, war ein gesundheitlicher Rückfall meines Mannes.
Zehn Tage lang hielt uns diese Welle in Schach. Aber gewonnen haben wir. ;o)

Und dann gab es noch eine Welle, die auf unsere gesamte Gemeinde zugerollt kam.
Seit 16. September 2015 haben wir ca. 100 neue "Gemeindemitglieder", die den Weg aus Syrien und Afghanistan zu uns her gefunden haben.
Vom Bundesministerium wurde in meiner Nähe ein Containercamp geschaffen, in das immer wieder neue AsylbewerberInnen eingewiesen werden.
Für die Dauer, in der über die Anträge beschieden wird, sind diese Menschen bei uns untergebracht. Sobald sie Bleiberecht in Österreich bekommen, "ziehen" sie weiter und neue Bewohner nehmen ihre Plätze ein.

Das stellt unsere Hilfsbereitschaft auf eine harte Probe. Es geht nicht darum XXX neue Menschen einmalig in unsere Gemeinschaft zu integrieren, sondern alle paar Wochen sind wir mit Menschen konfrontiert, die oftmals nicht mehr besitzen, als das, was sie am Körper tragen.
Sie müssen eingekleidet werden, sie müssen sich von den Strapazen der Flucht erholen, sie müssen "erstmal ankommen".

Es ist beeindruckend, wie schnell sich da eine "Hilfsorganisation" formiert hat. Und wie schnell und flexibel da geholfen wird.

Hörsching hilft - und ich bin ein kleiner Teil davon. ;o)


Ja, mit diesen drei Wellen war ich die letzten beiden Wochen beschäftigt. - Inzwischen surfe ich darauf. ;o)

Das Bloggen wäre sicherlich auch möglich gewesen. Aber ...

Wie am Anfang geschrieben: Ich habe gelernt auf mich zu achten, und darum habe ich das mit der Recherche, und dem Zusammenfassen in einen Beitrag, erstmal hinten angestellt. Solange, bis ich mich wieder stabil genug fühle, auch diesen Teil meines Lebens wieder in den Alltag aufzunehmen.

Heute ist es soweit, und nun geht es weiter wie bisher.

Ich wünsche dir einen wunderbaren Tag.



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